Vorstellung für die Wahl zur Sachbearbeiterin für
Jugendverschickung und Waldheim bei der Jahreshauptversammlung am 12.7.1980:
"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
Herr Schärich hat mich Ihnen ja bereits vorgestellt
und so will ich nur noch eine Kleinigkeit nachtragen: ich bin 55 Jahre alt
und seit vielen Jahren als Sekretärin tätig.
Durch welche Umstände ich zur Kinder- und
Jugenderholung kam, wurde ja bereits eingangs erwähnt und so kann ich
gleich zur Sache selbst kommen. Die für die Ferienerholung erforderlichen
Arbeiten sind sehr umfangreich und ich will hier nicht ins Detail gehen,
sondern nur einen kurzen Überblick geben, denn sonst müsste ich Ihre
kostbare Zeit über Gebühr in Anspruch nehmen.
Für die Kinder stehen während der Ferienzeit ca. 20
Heime zur Verfügung, die von der Arbeiterwohlfahrt Nordwürttemberg
unterhalten werden und die auch die Betreuer verpflichtet, die die Kinder
ab Treffpunkt bis zur Rückfahrt begleiten. Viele Verhandlungen sind daher
mit dieser Stelle zu führen.
Für uns beginnt das ganze mit der Ausarbeitung der
Presseveröffentlichungen. Bereits ab Januar erreichen uns verstärkt
telefonische Anfragen von Eltern und ab Mitte Februar bis Ende März
stehen wir zweimal wöchentlich für 2-3 Stunden in unserem Büro in der
Enzianstraße zur Beratung und zum Ausfüllen der schriftlichen
Anmeldungen zur Verfügung. Bei besonders gefragten Heimen buchen wir
telefonisch, damit wir den gewünschten Platz noch erhalten. Der
Papierkrieg beginnt bereits mit der Anmeldung. Mit dieser ist aber erst
der Anfang gemacht, u.a. muss den Eltern der Anzahlungsbetrag und Termin
mitgeteilt werden, es müssen Anträge auf Bezuschussung bei den
verschiedenen Krankenkassen und für sozial schwache bei den Sozialämtern
gestellt werden.
Um dies alles über die Bühne zu bringen, sind wieder
unzählige Telefonate notwendig, teils mit den genannten Stellen, teils
mit den Eltern, weil die erforderlichen Angaben nicht genau gemacht
wurden. Auch kommen viele Anfragen von Eltern, z.B. wegen Taschengeld,
betreffs Schutz vor Bombenanschlägen bei Frankreichaufenthalten usw. und
es ergibt sich dadurch auch manch nettes und persönliches Gespräch. So
konnten wir in einem Fall dadurch einen Arbeitsplatz vermitteln, wir
konnten auf unseren Essenszubringerdienst verweisen und auch neue
Mitglieder gewinnen.
Der Eingang der Anzahlungen muss überwacht und
registriert werden. Ungefähr vier Wochen vor Beginn der Ferien teilen wir
den Eltern schriftlich die Abfahrts- und Ankunftszeiten mit. Zu diesem
Zeitpunkt müssen auch die Kosten für den Aufenthalt der Kinder von uns
an die einzelnen Stellen überwiesen werden.
Nach Abschluss der Freizeiten erfolgt, natürlich für
jedes Kind einzeln, die Abrechnung mit den Krankenkassen, den
Sozialämtern und die Schlussabrechnung mit den Eltern. Hierauf muss
wieder der Geldeingang überwacht, registriert und manchmal auch angemahnt
werden.
Außerdem bitten wir die Kinder um Mitteilung, ob
Mängel zu verzeichnen waren und wie es ihnen gefallen hat, damit zum
einen für Abhilfe gesorgt und zum ändern im nächsten Jahr Empfehlungen
gegeben werden können. Gegen Ende des Jahres führt dann der
Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt eine Tagung durch, wo die während
des Jahres im Hinblick auf den Gesamtablauf gemachten Erkenntnisse
diskutiert und ausgewertet werden. So geht das Jahr fast zu Ende, bis alle
Arbeiten, die für eine Ferienverschickung gemacht werden müssen,
abgeschlossen sind und dann kommen von besonders Gewitzten bereits wieder
die ersten telefonischen Anfragen, im letzten Jahr bereits vor
Weihnachten.
In diesem Jahr werden ca. 40 Kinder verschickt, in
über zehn Fällen mussten wir leider Absagen erteilen, da die Anmeldung
zu spät erfolgte und keine freien Plätze mehr vorhanden waren.
Ich hoffe, dass ich Ihnen einen kleinen Einblick in
die umfangreiche Arbeit der Kinder- und Jugenderholung geben konnte."