Betreuungsgruppe für Alzheimer Kranke und Menschen mit anderen demenziellen Erkrankungen in Filderstadt
Vorbemerkung:
Die folgenden Ausführungen bauen auf den Erfahrungen bei der Schaffung und
Durchführung von Betreuungsgruppen der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e. V.
auf. Sie wurden auf die Situation in Filderstadt zugeschnitten.
Ziele einer Betreuungsgruppe:
Eine Betreuungsgruppe verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen die
Angehörigen in der Pflege entlastet werden. Zum anderen sollen sich die Kranken in der Gruppe wohlfühlen, sie
bekommen Kontakte und erleben eine Atmosphäre frei von Leistungsanforderungen.
Eine Betreuungsgruppe erreicht diese Ziele verglichen mit anderen Angeboten sehr einfach.
Das Angebot ist niederschwellig. Es ist kostengünstig und wohnortnah. Außerdem müssen
die Angehörigen nur einen kleinen Teil ihrer Pflege abgeben und erhalten doch Entlastung.
Bedarf:
Legt man die Zahlen der Alzheimer Gesellschaft zugrunde, so dürften in Filderstadt zwischen
350 und 450 Demenzkranke leben, von denen ca. 70% (245 bis 315 Kranke) zuhause gepflegt werden. Daraus ergibt sich, dass eine Betreuungsgruppe ausreichend Möglichkeiten
hat, nach der Anlaufphase eine Gruppenstärke von ca. 8 Personen zu erreichen.
Konzept:
Wie bereits angesprochen, wollen die Gruppen eine wohnortnahe Versorgung erreichen.
Das Angebot in Filderstadt verwirklicht dies. Die Zahl der Teilnehmer sollte 10 Personen
nicht übersteigen, eine ideale Größe sind 6 bis 8 Personen. Die Gruppe richtet sich an den
jeweiligen Demenzkranken aus, deren Bedürfnisse gestalten die Gruppe.
Ein wesentliches Element der Arbeit einer Betreuungsgruppe ist das ehrenamtliche
Engagement der Helferinnen und Helfer. Oftmals engagieren sich ehemals betroffene
Angehörige. Ihre Mitarbeit ist besonders wichtig, da sie ihre Erfahrungen einbringen können.
Um eine gute Betreuung zu gewährleisten, sollte der Betreuungsschlüssel zwischen 1:1
und 1:2 liegen.
Ohne ständige Mitarbeit einer Fachkraft, die die Betreuungstage organisatorisch und
inhaltlich wesentlich mitgestaltet, wären die Ehrenamtlichen rasch überfordert. Die ständige
Mitarbeit einer Fachkraft sichert die Kontinuität.
Kurze inhaltliche Beschreibung:
Ein Betreuungsnachmittag erstreckt sich am besten über drei Stunden von 14 Uhr bis 17
Uhr. Die Gruppe sollte sich ein bis zwei Mal pro Woche treffen, gegebenenfalls kann sie in
größeren Abständen auch einen ganzen Tag stattfinden.
Der Ablauf eines Betreuungsnachmittags sieht in, der Regel einen stets einzuhaltenden
groben Rahmen vor. Zu den festen Bestandteilen gehören die ausführliche und herzliche
Begrüßung, das gemeinsame Kaffee trinken, Bewegungsspiele, Gymnastik, Spaziergänge
und gemeinsames Singen. Wichtig dabei ist, dass sich die Demenzkranken in einer Atmosphäre frei von Leistungsdruck wohlfühlen können. Der genaue Ablauf ist zusammen
mit den ehrenamtlich Engagierten in Filderstadt zu entwickeln und auf die Teilnehmer genau
abzustimmen.
Räume:
Um alle Aktivitäten verwirklichen zu können, ist zumindest ein Raum nötig, in dem sich ca.
15 Menschen ohne Engegefühl aufhalten können. Unbedingt nötig ist außerdem eine
Küche. Nützlich ist ein zweiter Raum, in dem sich einzelne Gruppenmitglieder zurückziehen können,
um sich auszuruhen. Um alle Materialien unterzubringen, ist auch Platz für einen großen
Schrank nötig.
Grundsätzlich sollten die Räume rollstuhlgerecht und leicht erreichbar sein. Auch sollten die
Räume nicht negativ besetzt sein, d.h. sie müssen einen offenen Charakter ausstrahlen,
damit es den Angehörigen möglichst leicht fällt, "ihren" Kranken in die Gruppe zu bringen.
Gewinnung, Schulung und Begleitung von Mitarbeitern:
Die Gewinnung der Ehrenamtlichen ist besonders am Anfang schwierig. Es ist wichtig, dass
möglichst viele ortsansässige Organisationen sowohl für die Mitarbeit als auch für die
Teilnahme an der Gruppe werben. In Filderstadt ist die gute Zusammenarbeit der Arbeitsgemeinschaft eine wichtige Hilfe.
Die gesamte Arbeit steht und fällt mit der Arbeit der Ehrenamtlichen. Damit diese gute
Arbeit leisten können, ist eine intensive Anleitung und Schulung nötig. Dies ist besonders in der
Aufbauphase zu beachten. Die hauptamtliche Kraft muss Wissen vermitteln und als Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen ständig ein offenes Ohr für sie haben.
Startphase:
In der Startphase ist Öffentlichkeitsarbeit besonders wichtig. Neben direkten Kontakten zu
Demenzkranken und deren Angehörigen durch alle Organisationen am Ort bringt eine große
Auftaktveranstaltung, bei der die Angehörigen angesprochen werden, oftmals eine große
Wirkung. In Filderstadt sollte eine solche Veranstaltung kurz vor Beginn der Betreuungsgruppe stattfinden. Weitere Veranstaltungen können in größeren Abständen
wiederholt werden, so dass die Öffentlichkeit immer wieder mit der Thematik in Berührung
kommt.
Meist besitzen die Gruppen in der Startphase nur wenige Teilnehmer. Mit der Arbeit
begonnen werden sollte auf jeden Fall auch schon dann, wenn sich nur zwei Kranke
gemeldet haben.
Angehörigengruppe:
Parallel zur Betreuungsgruppe könnte eine Angehörigengruppe speziell für Demenzkranke
aufgebaut werden. Diese arbeitet wie eine Selbsthilfegruppe. Treffen könnten in größeren
Abständen (z.B. monatlich) während der Betreuungsgruppe stattfinden, so haben die
Angehörigen auch wirklich die Möglichkeit haben teilzunehmen, während die Betreuten in
der Betreuungsgruppe sind.
Finanzierung:
Kosten für die hauptamtliche Kraft pro Treffen: 240,00 DM
Kosten pro Ehrenamtlichem pro Treffen: 10,00 DM
Einnahmen pro Teilnehmer pro Treffen: 20,00 DM
Geht man von einem Betreuungsschlüssel von 1:1 aus, so ergeben sich saldiert Einnahmen
von 10 DM pro Teilnehmer und Treffen.
Als Sachkosten (Bastei- und Gymnastikmaterial) werden für die Anfangsphase ca.
2.000 DM angesetzt.
Daraus ergeben sich Gesamtkosten ohne Zuschüsse bei jährlich 50 Treffen mit
durchschnittlich drei Teilnehmern von 12.500 DM.
Das Land Baden-Württemberg bezuschusst Betreuungsgruppen mit 50 % der Personalkosten
sowie Sachkosten mit 10 % der förderfähigen Personalkosten.
Daraus ergibt sich folgende Förderung bei oben genannten Voraussetzungen:
Personalkostenförderung: 6.750 DM
Sachkostenförderung: 1.350 DM
Gesamtzuschüsse: 8.100 DM
Daraus ergibt sich ein noch offener Betrag von 4.400 DM jährlich. Dieser muss über
Fördergelder und Spenden finanziert werden.