"Stuttgart unterm Hakenkreuz" Am 17. Mai fand sich unter diesem Titel eine Gruppe Interessierter zu einem geschichtlichen Stadtrundgang durch Stuttgart zusammen. Ausgangspunkt war das Mahnmal für die Opfer des Faschismus: Gesehen hat jeder die 4 großen Stein-Würfel auf dem Karlsplatz am Alten Schloss einmal. Doch was sie ausdrücken sollen, die erdrückende Macht des nationalsozialistischen Herrschaftssystems und seiner Verfolgung, kann man nur erfahren, wenn man sich die Zeit nimmt und unter die Steine tritt. Leider zeigte sich die Stadt Stuttgart bei der Aufstellung der Gedenktafel - gut versteckt hinter dem Mahnmal - nicht sehr geschichtsbewusst. Ermutigend in der Geschichte der Stadt ist der vorhandene Widerstand: Der letzte württembergische Staatspräsident Dr. Eugen Bolz versagte der NSDAP 1933 die Nutzung des staatlichen Platzes im Hof des Neuen Schlosses für eine Massenkundgebung, da diese für Wahlkampf-Zwecke dienen sollte - in dieser Zeit bereits eine mutige Entscheidung der Verwaltungsspitze. Auch der erfolgreiche Anschlag auf ein Radio-Übertragungskabel bei einer Ansprache des neuernannten Reichskanzlers Hitler am 15.2.1933 durch KPD-Aktivisten ist ein kleiner Erfolg des Widerstandes: Die Rede konnte nicht komplett übertragen werden. Hitler hat in der Folge weitere Besuche in Stuttgart vermieden. Nicht auf öffentlichen Vorschlag, sondern auf Betreiben von Studenten wurde der "Kämpferin für Frieden, Freiheit und Recht" Lilo Hermann, einer Studentin und jungen Mutter, zwischen den Uni-Hochhäusern ein Gedenkstein gewidmet - sie war die erste deutsche Frau, die als Widerstandskämpferin von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Das große Leid, das der Faschismus für die jüdische Gemeinde in Stuttgart brachte, ist kaum fassbar: Zwar steht die Synagoge in der Hospitalstraße wieder, doch von den 1933 noch 4490 "Glaubensjuden" Stuttgarts blieb keiner übrig. 1945 gab es nur noch 124 Bürger jüdischer Abstammung in der Stadt. |
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