AWO Leinfelden-Echterdingen 2005
30 Jahre Seniorenzentrum Sonnenhalde
Artikel aus dem Filder Wochenblatt vom 4. August 2005
Im Mittelpunkt - das Wohlbefinden
Seit 30 Jahren werden im Haus Sonnenhalde ältere Menschen betreut
Modern, hell, freundlich und auf den neuesten Stand der pflegewissenschaftlichen Erkenntnisse gebracht, so präsentiert sich das Haus Sonnenhalde seit seinem Umbau vor gut einem Jahr. Jetzt hat das von der Awo betriebene Seniorenzentrum mit einem fröhlichen Fest sein 30-Jahr-Jubiläum gefeiert.
MUSBERG - Die Entwicklung des Hauses Sonnenhalde von der ersten Stunde an begleitet hat dessen heutige Leiterin, Susanne Sternberg. Was sich in den vergangenen drei Jahrzehnten
verändert hat? „Vieles. Als wir vor 30 Jahren hier anfingen, gab es eine Pflegestation mit 23 Betten, ein Altenheim mit
66 Plätzen und ein Wohnheim mit 19 Wohnungen." In dem lebten vor allem Mitarbeiter des Hauses. Bereits im Jahr
1982 wurde im zweiten Obergeschoss eine weitere Pflegestation mit 13 Plätzen eingerichtet. So nach und nach wurde der Pflegebereich immer mehr ausgebaut. Heute verfügt man hier über insgesamt 86 Plätze in 54
Einbett- und 16 Doppelzimmern. Auch eine Auswirkung der Pflege-Versicherung, die nach dem
Prinzip ambulant vor stationär verfährt, was zur Folge hat, dass die Plätze im Altenheim auf nur noch 14 gesunken sind.
Darüber hinaus bietet das Haus Sonnenhalde sechs Kurzzeitpflege- und zehn
Tagespflegeplätze an. Darüber hinaus werden insgesamt 18 betreute Ein- bis Drei-Raum-Wohnungen angeboten. Betreut werden die Menschen, die in der Senioreneinrichtung leben, von insgesamt 80 Mitarbeitern, darunter zwölf im hauswirtschaftlichen und allein 40, die im
Pflegebereich arbeiten. Unterstützt werden die Hauptamtlichen von rund 40 ehrenamtlichen Betreuern.
Nach so vielen Zahlen wollen Susanne Sternberg und ihre Pflegedienstleiterin
Petra Sapalski unbedingt auf die Inhalte ihrer Arbeit zu sprechen kommen, in deren
Mittelpunkt das Wohlbefinden der Bewohner steht. Deren Würde zu achten und die Lebensqualität so gut wie möglich zu erhöhen, sei das erklärte Ziel aller Mitarbeiter,
unterstreichen die Expertinnen.
Sich für die Bewohner im Haus zu engagieren sei eine „sehr dankbare Aufgabe, man bekommt so viel zurück und das gibt Kraft", sagt Petra
Sapalski.
Das hat auch Susanne Sternberg erfahren, deren Maxime es ist: „Ich will, dass unsere Bewohner hier einen schönen Lebensabend verbringen können." Dafür werden den Bewohnern vielfältige Angebote unterbreitet. Neben Malen, Singen, Töpfern gibt es auch zahlreiche Bewegungsangebote der VHS wie Gymnastik, Tanzen oder auch die Sturzprävention, ein Muskelaufbautraining, das die AOK anbietet. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Projektwochen zu unterschiedlichen Themen, Gesprächskreise und Gottesdienste für beide Konfessionen, Ausflüge, Diavorträge und Konzerte. Gestaltet wird das Programm in Zusammenarbeit mit der Kunsttherapeutin Heiderose Pflüger und den Bewohnern der Sonnenhalde.
Sinnliche grüne Oase
Gern verweist das Führungsduo auf die so genannte Jung-/Altgruppe: Regelmäßig werden die Senioren von Kindern eines Musberger Kindergartens besucht, um gemeinsam zu spielen, zu singen oder zu basteln. „Eine Bereicherung für beide Seiten", hat Susanne Sternberg beobachtet.
Seit der Umgestaltung des Seniorenzentrums gibt es auch den Garten der Sinne, eine grüne Oase, in die sich die Bewohner zurückziehen können und Ruhe und Entspannung finden, erzählt Petra Sapalski. Wie der Name schon sagt, soll er alle menschlichen Sinne, das
Riechen, Tasten, Sehen und Hören ansprechen.
„Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur", wusste schließlich schon Albert Einstein.
Im Haus Sonnenhalde werden auch an Demenz erkrankte Menschen betreut. „Eine enorme zusätzliche Belastung für unsere Mitarbeiter", weiß Susanne Sternberg.
Mit „Erinnern heißt leben" ist das Konzept überschrieben, nach dem die Altenpfleger der
gerontopsychiatrischen Station arbeiten. Entstanden ist es aus einem Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Boschstiftung entwickelt wurde.
Düfte erinnern ans Leben
Mit Düften oder Gegenständen, die die Kranken an ihr früheres Leben erinnern, soll das Gedächtnis gefördert werden. Eine lohnende Aufgabe. Susanne Sternberg erzählt von einer Dame, die vor ihrem Ruhestand viele Jahre als Sekretärin arbeitete. „Als sie eine alte Schreibmaschine sah, setzte sie sich sofort dran und begann zu schreiben und von ihrem Beruf zu erzählen."
Auch wenn Bürokratie und Papierflut in den vergangenen 30 Jahren stetig zugenommen haben, Sternberg und Sapalski haben ihre Berufswahl nie bereut. Zu ihrem Berufsethos gehört, den betagten Menschen ein Stück Lebensqualität zu erhalten. Und ein Stück Lebensqualität sei eben auch, dass sich die Menschen frei bewegen können und man sie nicht anbindet, ist Susanne Sternberg überzeugt.
„Bei uns sind keine Türen abgeschlossen", ist die Philosophie der Sonnenhalde.
Weil diese Auffassung recht umstritten ist, habe man auch beim Träger des Hauses, der Awo, lange Überzeugungsarbeit leisten müssen. Mit Erfolg, wie sich heute zeigt.
naw
"Man bekommt soviel zurück." Susanne
Sternberg (rechts) und Petra Sapalski vom Haus Sonnenhalde
Entspannung finden die Bewohner im Garten der
Sinne.
Fotos: Nawrocki