WALDHEIM MÄULESMÜHLE 1985
Aus der Filderzeitung vom 1.8.1985
Nur fliegen ist schöner. . . Buben und Mädchen spielen Karussell im
Leinfelden-Echterdinger AWO-Waldheim und haben viel Spaß daran
In den Sommerferien führt die Arbeiterwohlfahrt wieder Stadtranderholungen durch
„Mäulesmühlen-Olympiade" begeistert die Kleinen
Die Kinder kommen jedes Jahr wieder - „Da kann man viele Freundschaften
schließen" - Viel Abwechslung bei Sport und Spiel
FILDERSTADT/LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (hü). „Hier ist echt etwas
los", freut sich Christian und wendet sich wieder seiner momentanen
Lieblingsbeschäftigung zu, den Arm einer Betreuerin anzumalen, Christian, 14 Jahre, ist einer von
92 kleinen Gästen, die seit Montag die Mäulesmühle in Leinfelden-Echterdingen
bevölkern. Ferienzeit ist Waldheimzeit. Und die ist besonders wichtig gerade
für Stadtkinder. Unter Leitung der Arbeiterwohlfahrt (AWO)
finden in den ersten zwei, beziehungsweise drei Wochen der
Sommerferien die „Stadtranderholungen" in der Mäulesmühle und und im
Weilerhau in Plattenhardt statt.
In diesem Jahr feiert das Waldheim Mäulesmühle ein kleines Jubiläum.
Ein Jahrzehnt ist es her, seit der Ortsverein Leinfelden-Echterdingen der AWO
die Kinderfreizeit ins Leben rief. Seitdem ist die Mäulesmühle im
Siebenmühlental in den ersten Wochen der großen Schulferien von
Kindergeschrei erfüllt.
Abnutzungserscheinungen kennt die Idee der Waldheimerholungen für Kinder
nicht - die Einrichtungen erfreut sich im Gegenteil bei Eltern wie Kindern
gleichermaßen wachsender Beliebtheit. „Wir mussten sogar einigen Kindern
absagen", stellt Uli Groß mit einem lachenden und einem weinenden Auge
fest. „Aber mehr Kinder bringen wir einfach nicht unter".
Der Sinn und Zweck der Stadtranderholung wird dadurch freilich nicht
beeinträchtigt. „Es geht uns darum, dass soziale Verhalten der Kinder zu
entwickeln und zu stärken", weist Uli Groß auf die Zielsetzung der
Freizeiten. Und: „Das Miteinander, das gegenseitige Kennenlernen ist
wichtig". Das setzen die fünf- bis 14jährigen Buben und Mädchen aus
Leinfelden, Echterdingen, Stetten und Musberg in die Tat um.
Besonders beliebt beim Nachwuchs sind das Staudammbauen im nahegelegenen
Bach oder sportliche Betätigungen wie Tischtennis. Während bevorzugt Jungen
im Wasser herumwaten und sich hingebungsvoll damit beschäftigen, den
Wasserlauf zumindest zeitweise zu bremsen, geben sich die jungen Damen bereits
jetzt ganz damenhaft: Bei den Ausflügen in die Stadt gehen sie nämlich gern
bummeln!
Eltern werden eingeladen
Um der Kinderschar ausreichende Unterhaltung zu bieten, haben
sich Waldheimleiterin Irene Engel und ihre zehn Betreuer wieder einiges
einfallen lassen. Einer der Höhepunkte ist das Waldheimfest das immer am
zweiten Samstag stattfindet. Dazu sind auch die Eltern eingeladen. Dem
traditionellen Fußballspiel zwischen den Betreuemund den größeren
Waldheim-Jungen wird Schon mit Spannung entgegengefiebert.
Das Fest unter dem Motto „Moulin Mäule" ist aber nicht die einzige
Attraktion. An Theateraufführungen, Cabarett- und Tanzdarbietungen mit
Kostümierungen sind die Kinder aktiv beteiligt. Im Rahmen des Waldheimfestes
wird dann auch die Mäulesmühle-Olympiade ausgetragen, wobei die Kinder
gegen ihre Eltern antreten. Da versuchen sich die Beteiligten im
Schaufelwettlauf oder im Zeitungsreißen, Wettbewerbe, in denen die
Erwachsenen den Sprösslingen nicht unbedingt überlegen sind - „Damit die
Chancengleichheit gewahrt wird".
Daneben wird auch viel mit Werkstoffen wie Holz und Leder gearbeitet oder
andere Sachen werden gebastelt. Da dürfen dann auch nicht die verschiedensten
Spiele nicht fehlen - dem Einfallsreichtum im Erfinden neuer
Unterhaltungsspiele sind keine Grenzen gesetzt. In dem Preis von 45 Mark pro
Woche und Kind, den die Eltern für den Sohn oder die Tochter an die AWO
entrichten, ist neben Essen (das von der AWO bereitgestellt wird) und
Betreuung auch noch eine Übernachtung mit inbegriffen. Dafür wurde eigens
ein großes Zelt errichtet, das für die richtige Atmosphäre nach getaner
Nachtwanderung und einigen Überraschungen, die sich die Betreuer noch
einfallen lassen, sorgt. Die ganzen Aktivitäten lassen manche freilich ganz
kalt. So wie die kleine Karin, die sich lieber an den Hals ihrer Betreuerin
schmiegt. Tatjana, 10 Jahre, ist der gleichen Ansicht: „Die Betreuer sind
sehr nett".
Soziales Engagement
Etwas ruhiger geht es im Musikpavillon im Plattenhardter Weilerhau zu. Doch
dort haben es die pädagogische Betreuerin Gerda Weyrether und die
Filderstädter AWO-Vorsitzende Paula Schneckenburger auch „nur" mit 23
Schützlingen zu tun. Das soziale Engagement steht auch hier im Vordergrund.
„Den Kinder wird die Möglichkeit gegeben, ihre Freizeit besser zu
gestalten, als zu Hause auf der Straße zu spielen", weiß Paula
Schneckenburger, die, seit sie vor vier Jahren ins Leben gerufen wurde, die
Stadtranderholung Filderstadt leitet. Das Gelände ist für eine
Ferienfreizeit gut geeignet - kein störender Verkehr, keine verschmutzte
Luft, ein Hallenbad in der Nähe und der Bärensee, der zu ausgiebigen
Ausflügen genutzt wird. Eine Tischtennisplatte und drei Go-Karts ohne Motor,
die in der Gerümpelkammer ausgegraben wur den. sind ständig umlagert. Den Kindern macht
der zweiwöchige Urlaub von den Eltern sichtlich Spaß.
Der zehnjährige Markus hat schon viele „lustige Zeiten" erlebt. Er ist schon zum dritten Mal hier, und auch im
nächsten Sommer wird
er bestimmt wiederkommen. "Ich finde es toll, dass man viel
Bewegung hat. Ich kann Go-Kart
fahren, baden gehen und auch
viele Freundschaften schließen", erklärt Markus. Die Eltern, die während der
Ferien nicht in den Urlaub fahren, sind froh über die Möglichkeit, ihren
Nachwuchs den Tag
über gut versorgt zu wissen. Mar kus: „Meine Eltern sind schon glücklich, wenn ich nicht immer zu Hause sitze
und frage, was ich machen soll.
Nach dem Mittagessen ging bei der Mäulesmühle
der „Fuchs" um, sozusagen
zur Verdauungsanregung. Und da waren alle mit Eifer dabei. FZ-Fotos: Hübel