Geschichte der Wohlfahrtsmarken
Es folgt ein Auszug aus "postfrisch", dem
Philatelie-Journal der Deutsche Post AG - Besuchen Sie auch die Seiten der Deutschen
Post:
"Briefmarken für einen guten Zweck, »Porto mit Herz«,
sind seit nunmehr 50 Jahren eine feste Größe im Jahreskalender der
Philatelisten. Mit dem treffenden Titel »Helfer der Menschheit« machte
am 14. Dezember 1949 eine Ausgabe mit vier Marken den Anfang. Auch heute
noch sind die Erlöse aus den Zuschlägen der Wohlfahrtsbriefmarken für
die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege eine wichtige
Grundlage zur Unterstützung von Menschen in Not.
Das Porto mit Herz
50 Jahre Wohlfahrtsmarken - 30 Jahre
Weihnachtsmarken
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"Helft und schenkt Freude, kauft Wohlfahrtsbriefmarken.« Mit diesem
Aufruf startete 1949 die Erfolgsstory der Wohlfahrtsbriefmarken in der
Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Erlös der Zuschläge der ersten Serie
»Helfer der Menschheit« finanzierten die Wohlfahrtsverbände die ersten
Projekte. Dazu zählten zum Beispiel Erholungsreisen für Kinder im
Nachkriegsdeutschland.
Monsignore
Kuno Joerger, der Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes und selbst
begeisterter Philatelist, war der Initiator. Heute, 50 Jahre später, sprechen
die Zahlen für sich: Insgesamt 3,5 Milliarden bisher verkaufte
Wohlfahrtsbriefmarken ergeben einen Zuschlagserlös von mittlerweile 900
Millionen Mark. So tragen die Pfennige aus diesen Zuschlägen wirkungsvoll dazu
bei, dass man täglich drei Millionen Menschen in mehr als 91.000 sozialen
Einrichtungen mit Rat und Hilfe zur Seite stehen kann.
Zündende Idee durch das Hobby
Die Idee,
durch den Verkauf von Briefmarken zu helfen, kam Kuno Joerger durch sein Hobby.
Als Briefmarkensammler erinnerte er sich an Wohltätigkeitsausgaben aus der Zeit
nach dem ersten Weltkrieg. Zwei »Germania«-Marken mit dem Aufdruck »5 Pf für
Kriegsbeschädigte« machten 1919 den Anfang. Besonders markant aber war
die Reihe der »Nothilfemarken«, die zwischen 1924 und 1935 erschien.
Joergers Bemühungen mündeten bereits 1948 in eine erste
Wohlfahrtsbriefmarke, deren Verkauf jedoch auf die französische Besatzungszone
beschränkt blieb. In Abstimmung mit den Wohlfahrtsverbänden und den
politischen Entscheidern gab dann die Post auch in der damals noch jungen
Bundesrepublik den ersten Satz Wohlfahrtsbriefmarken heraus. Doch die ersten
»Helfer der Menschheit«, Elisabeth von Thüringen, Paracelsus von Hohenheim,
Friedrich Fröbel und Johann Hinrich Wichern von Dezember 1949, erfüllten nicht
ganz die Verkaufserwartungen. Deshalb entschloss man sich erst 1951, die Serie
fortzusetzen. Diesmal zielte die Werbung konkret auf Geschäftsleute. Diese
sollten durch die Frankierung ihrer Korrespondenz mit Wohlfahrtsmarken nicht nur
ihre soziale Kompetenz zeigen, sondern auch als Vorbild für die Bevölkerung
dienen. So hieß die Werbebotschaft:
»Der
Werbebrief mit Wohlfahrtsmarke hilft, dass Dein Renommee erstarke! Der Kunde
denkt: >Da gucke mal — die sind großzügig und sozial!«
Damit brachte man den Stein ins Rollen. Von nun an fehlten
Wohlfahrtsbriefmarken in keinem Jahresprogramm der deutschen Postwertzeichen.
Das Angebot, die Wohlfahrtsmarken nicht nur bei der Post, sondern auch direkt
bei den Einrichtungen der Wohlfahrts- verbände zu beziehen, sorgte zudem für
eine Absatzsteigerung.
Das erste Werbeplakat für Wohlfahrtsmarken aus dem Jahr 1949 stellt die
Serie »Helfer der Menschheit« vor.
Bundespräsident als Schirmherr
Unterstützung von höchster Stelle erhielten die Wohlfahrtsverbände
im Jahre 1956. Kein geringerer als der damalige Bundespräsident Theodor
Heuss engagierte sich für die gute Sache und übernahm die
Schirmherrschaft über das Sozialwerk. Dieser Aufgabe haben sich seither
alle seine Nachfolger in diesem Amt angeschlossen.
Bundespostminister Dr. Richard Stücklen (im Bild
Mitte rechts) übergab 1965 die neuen Wohlfahrtsmarken an Bundespräsident
Heinrich Lübcke (im Bild Mitte links).
So übergab am 19. Oktober 1999 Bundesfinanzminister Hans Eichel im Berliner
Schloss Bellevue traditionsgemäß die neue Serie der Wohlfahrtsmarken an
Bundespräsident Johannes Rau. Im Anschluss ehrte der Bundespräsident wie
üblich besonders fleißige Wohlfahrtsmarkenverkäufer der Deutschen Post und
aus den Reihen der Wohlfahrtsverbände.
1964 erschienen parallel erstmals zusätzliche Berlin-Ausgaben der
Wohlfahrtsmarken, die motivlich jeweils an die Bund-Marken angeglichen waren.
Ein ganz neues Kapitel begann vor dreißig Jahren. 1969 ergänzte der
Bundespostminister Georg Leber die Wohltätigkeitsausgaben mit einer neuen Serie
zu Weihnachten. Diese Weihnachtsmarken gab es ebenfalls von Bund und
Berlin. Gerade das Frankieren der Weihnachtspost mit Zuschlagsmarken war für
viele Menschen die passende Gelegenheit, zum Jahresabschluss anderen Mitbürgern
durch diese freiwillige Spende zu helfen.
Jede Wohlfahrtsmarke, die bei den Verbänden verkauft wird, ist eine kleine
Hilfe vor Ort, die Großes bewirkt. Ob Arbeiterwohlfahrt, Caritas,
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie oder
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden, alle Erlöse, die Mitarbeiter und freiwillige
Helfer dieser Verbände im Eigenverkauf erzielen, fließen unmittelbar in die
soziale Arbeit der jeweiligen Organisation. Die Zuschlagserlöse aus dem
Postverkauf werden der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege
zugeführt und von dort an die einzelnen Verbände verteilt. Einsatzschwerpunkte
für die Erlöse sind Hilfen für alte, kranke und behinderte Menschen sowie
für Kinder, Jugendliche und Familien. Ferner dienen die Mittel zur Linderung
akuter Notlagen von Arbeitslosen und Suchtkranken oder auch zur schnellen und
direkten Katastrophenhilfe.
»Immer wieder sonntags...«
Auch Prominente rühren kräftig die Werbetrommel. Unvergessen etwa die
Auftritte des Showmasters Peter Frankenfeld in seiner ZDF-Sendung »Vergißmeinnicht«.
Dabei ging es darum, Wohlfahrtsmarken auf einer Teilnahmekarte an den richtigen
Stellen aufzukleben und die damals neu eingeführten, vierstelligen
Postleitzahlen richtig zusammenzuzählen. Monat für Monat machten Millionen von
Menschen bei dieser Aktion mit. Heute ist es zum Beispiel der Entertainer Max
Schautzer, der sich gerne am Dienst für die gute Sache beteiligt. Regelmäßig
macht er in seiner ARD-Livesendung »Immer wieder sonntags ...« unterhaltsam
auf Wohlfahrtsmarken aufmerksam. So mussten beispielsweise zwei Zuschauer
Vogelstimmen der Serie »Vom Aussterben bedrohte Vogelarten in Deutschland«
zuordnen. Erster Preis: natürlich ein Album mit Wohlfahrtsmarken.
»Dufte... Dein Porto mit Herz!«
Mit dem ersten Satz der Wohlfahrtsbriefmarken startete am 14. Dezember 1949
eine Serie, die sich wie ein bunter Bilderbogen durch die deutsche
Zeitgeschichte zieht. Fünf Jahrzehnte Wohlfahrtsmarken präsentieren dabei auch
eine eindrucksvolle Themen- und Motivvielfalt:
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Nach den »Helfern der Menschheit« (Elisabeth von Thüringen, Paracelsus von Hohenheim,
F.W.A., Fröbel und J.H. Wichern (v.l.n.r.)
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und der »Kinderpflege« |
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sowie einem kurzen Abstecher zu zwei in der damaligen Zeit wichtigen
Wirtschaftszweigen, dem Kohlebergbau und der Landwirtschaft, |
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waren die Ausgaben für die Wohlfahrt seit 1959 neun Jahre in fester Hand
der Gebrüder Grimm. Ob »Sterntaler«, »Rotkäppchen«, »Hansel und
Gretel«, »Schneewittchen«, »Dornröschen« oder »Aschenputtel«. Diese
und weitere beliebte Märchen fanden großen Anklang nicht nur bei
Sammlern.
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Abgelöst wurden die Märchen durch die »Welt des Spiels«. Von 1968 bis
1972 öffnete sich dem Betrachter der Marken eine bunte Vielfalt von Puppen,
Marionetten, Holzspielzeug, Zinn- und Schachfiguren. |
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Mit »Musikinstrumenten« folgte 1973 ein kurzes Zwischenspiel. |
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Dann begann die erfolgreiche Zeit der Blumen und Pflanzen. Insgesamt
zwölf Jahre sorgten diese Motive für Farbe in den Alben und auf den
Briefumschlägen überall in Deutschland. Mit dem Slogan »Dufte... Dein
Porto mit Herz!« brach man 1982 dann alle Rekorde. Über 100 Millionen
verkaufte »Gartenrosen« der Ausgaben »Bund« und »Berlin« waren ein
Verkaufserfolg, der bis heute von keiner anderen Wohlfahrtsmarken-Ausgabe
übertroffen wurde.
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Seit 1986 wechseln die Themen der Wohlfahrtsbriefmarken häufiger. |
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Bei Sammlern besonders beliebt waren dabei die Sätze mit Postmotiven
zwischen 1989 und 1991. |
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Großen Erfolg hatten auch »Wasser- und Windmühlen in Deutschland« aus
dem Jahr 1997 mit fast 60 Millionen verkauften Briefmarken. |
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Eine besondere Auszeichnung erhielt die Serie im vergangenen Jahr. Der
Satz »Seltene oder vom Aussterben bedrohte Vogelarten« errang bei einer
Leserumfrage zum schönsten Motiv in einem deutschen Fachmagazin für
Philatelisten den ersten Platz in der Lesergunst. |
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In diesem Jahr ist das 50-jährige Jubiläum der Wohlfahrtsmarken Anlass
für eine Deutschland-Premiere. Auf zwei der fünf Marken der neuen Serie
»Kosmos« befindet sich ein Hologramm. Der erstmalige Einsatz der
Hologramm-Technik auf deutschen Marken ist in der Geschichte der
Wohlfahrtsbriefmarken ein absolutes Highlight. |